2020: Ein Rückblick

Puh, 2020 also. Irgendwie hatte ich mir das alles ganz anders vorgestellt, als ich Euch ein erfolgreiches 2020 wünschte. Aber es kam, wie es kam. Ein kurzer Abriss über die letzten zwölf Monate:

Januar

Die ersten Monate sind wie immer geprägt vom Karneval. Ich bin jedes Wochenende samstags und sonntags mit den Witsemänn unterwegs, treffe alte und neue Freunde, trinke nicht wenig Bier, bin aber auch immer am nächsten Tag topfit für die nächste Runde oder die Arbeit. Zwischendurch wird am Karnevalswagen meiner Gruppe gebaut. Ich lasse mich dort nicht ganz so oft blicken wie ich’s gern würde, aber immerhin war ich öfter da als im Vorjahr – also, äh, mehr als kein mal.

Februar

Karnevalsendspurt! Die eigenen Veranstaltungen sind durch, es geht auf die eine oder andere Sitzung der befreundeten Vereine, so auch zur „Dicke Flaa“ nach Langbroich. Tolle Stimmung dort! Verdrücke mich aber vor der Weiterfahrt zur nächsten Party und bin tags drauf wieder topfit für den traditionell letzten Frühschoppen in Süsterseel. Wieder viele bekannte Gesichter getroffen. Am Ende habe ich einen kleinen Filmriss und weiß nicht, wie ich nach Hause kam. Die Karnevalstage beginnen, und ich halte mich anfangs noch sehr zurück – nervige Kopfschmerzen, Ihr kennt das.

Mit dem ersten Zug in Hastenrath geht’s aber dann endlich richtig los. Ein angetrunkener, pöbelnder Zuschauer am Straßenrand kann mir die Stimmung nicht vermiesen, und mein Fazit am Ende des Abends ist, dass ich wirklich nochmal einen Tanzkurs besuchen sollte. Die Züge in Langbroich, Haaren und Tüddern sind ebenso fantastisch, und es tut gut, nach den Zügen nicht gleich zum nächsten Karnevalszug gehen zu müssen, sondern noch etwas auf der „After-Zoch-Party“ zu bleiben. Sonntags besuche ich mit den Nachbarn den hiesigen Kostümball, diesmal gehen wir als Märchenfiguren. Ich gewinne mit meinem Böser-Wolf-in-Omas-Nachthemd-Kostüm einen Preis.

Am Veilchendienstag erhole ich mich von all dem Spaß und mache mir einen gemütlichen Tag, der aber am Abend von den ersten Meldungen um das Coronavirus im Kreis überschattet wird. Beim Abbauen tags drauf liegen die ersten Mitglieder des Karnevalsvereins bereits flach, einer meiner Freunde landet sogar im Krankenhaus. Jetzt geht alles sehr schnell: Ich melde mich bei der Arbeit und bleibe erstmal im Homeoffice, kurz darauf kommt die Aufforderung, dass alle Besucher der Langbroicher Sitzung in Quarantäne bleiben sollen. Das mache ich, allerdings dauert die Quarantäne nur noch lediglich drei Tage, da zwei Wochen nach der Sitzung dann verstrichen sind. Die Proben meines Musikvereins gehen anfangs noch weiter, wir freuen uns auf das Konzert im März. Die Fallzahlen aber steigen im Kreis, der Landrat wendet sich ab jetzt täglich an die Bevölkerung mit dem aktuellen Stand.

März

Die ersten beiden Toten im Kreis! Wir beenden den Probenbetrieb und sagen sowohl das Konzert als auch später die Maikirmes ab. In beiden Versammlungen bricht mir das Herz, aber die Vernunft gebietet diese Entscheidungen. Die Hoffnung ist, dass wir „irgendwas“ am Vatertag machen können, und verschieben alles andere auf den Herbst, da wird sicher die Situation wieder besser sein. Ich bin da noch zuversichtlich.

Der Virologe Hendrik Streeck kommt nach Gangelt und ich werde getestet. Offenbar habe ich mich nicht infiziert. Hurra!

Während ich ohnehin schon im Homeoffice sitze, wird gleich am Monatsanfang für die ganze Firma Homeoffice ausgesprochen. Einige Mitarbeiter bekommen erstmals Laptops, die Monitore und Stühle werden nach Hause geschickt, die VPN-Verbindungen glühen und die Admins leisten Schwerarbeit. Für die meisten ist die Homeoffice-Situation neu und herausfordernd, aber auch spannend. Der erste Apple Update Day ist am 24. März: Ich ersetze mein 13″ durch ein 16″ MacBook Pro. Ende März wird schließlich Kurzarbeit verkündet.

April

Ich arbeite von nun an nur noch 24 Stunden in der Woche und mache keine Überstunden mehr. Trotzdem schaffen wir es mit dem Team, ein Projekt mit hoher Tragweite vor der Deadline umzusetzen. Megagut!

Durch die gewonnene Freizeit lese ich wieder mehr und arbeite wieder an einem side project, das seit 2017 vor sich hin schlummert. Mit den Freunden verbringe ich einige Abende in Zoom oder Google Hangout. Ich bin guter Dinge.

Mai

Die Fallzahlen gehen allmählich runter, die Zahl der Coronaleugner steigt allerdings. Ich lasse mich erst gar nicht auf Diskussionen ein und „entfreunde“ Leute aktiv auf verschiedenen Plattformen, allen voran Facebook, das mir ohnehin zunehmend toxisch erscheint.

Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben eine Mittelohrentzündung, acht Tage verbringe ich abwechselnd auf der Couch und im Bett, ehe das (stärkere) Antibiotikum endlich wirkt. So krank habe ich mich seit sehr vielen Jahren nicht mehr gefühlt. Noch Wochen später höre ich nur wenig. Am Vatertag traue ich mich dann mit Freunden zu einer kleinen Radtour und es tut gut, wieder zusammen draußen zu sein.

Ein kleines Abfallprojekt meines side project schafft es auf npm.

Am Ende des Monats verstirbt ein langjähriges Vereinsmitglied, das ich seit meiner Kindheit kannte, in den letzten Jahren aber nicht mehr oft sah. Dass wir aufgrund der Corona-Regeln nur sehr eingeschränkt Abschied nehmen konnten, nimmt mich in den Tagen bis zur Beerdigung stärker mit als gedacht.

Juni

Wieder treffe ich mich mit Freunden, diesmal zum fast schon traditionellen Fronleichnamsgrillen.

Ich befinde mich in einem regen Austausch mit dem Ordnungsamt, erstelle ein Hygienekonzept für die Proben und den Musikunterricht des Musikvereins, und nach drei Monaten Pause kann es endlich wieder losgehen: Wir dürfen wieder in 10er-Gruppen gemeinsam proben! Ich ernte viel Lob und bin ein bisschen stolz, das Ganze ordentlich abgewickelt zu haben. Ich gebe meine Erkenntnisse an andere Vereine weiter, und allmählich startet überall wieder der Probenbetrieb.

Gleichzeitig kann ich mein side project abschließen und der Musikverein hat endlich eine neue responsive Website.

Ein Dämpfer ist die schwere finanzielle Situation im Verein: Durch die abgesagten Veranstaltungen gehen uns wertvolle Einnahmen flöten, die wir für Dirigent und Hallenmiete brauchen – wir wenden uns an die Gemeinde.

Juli

Ich genieße den Sommer und verbringe viele Nachmittage und Abende mit einem Buch auf der Terrasse. Ich lasse mein Fahrrad endlich rundum reparieren, freue mich über neue Reifen und Licht (!), und kann so an einer großartigen Radtour mit dem Kegelclub teilnehmen. Wir besuchen verschiedene Mühlen und Cafés, und verbringen – immer unter Einhaltung der Corona-Regeln – einige Zeit in einer hübschen kleinen Dorfbrauerei, ehe es am Abend zum Grillen beim Kegelkönig geht. Am Monatsende können wir sogar im Stadtmeisterschaftskegeln gegen einen anderen Club antreten und verlieren.

Es fühlt sich alles ziemlich „normal“ an.

August

Ich will noch mehr Normalität und wende mich wieder ans Ordnungsamt: Wie sich herausstellt, dürfen wir wieder mit ausreichend Abstand in voller Besetzung proben. Endlich!

Ich nutze mein frisch repariertes Rad und unternehme einige Touren mit und ohne Freunde. Mit dem Kegelclub feiere ich Geburtstage und setze einen Storch für das neueste Baby in der Runde.

Ich statte mich mit einer ordentlichen Wander-Ausrüstung aus, nehme ein paar Tage frei und versuche mich am Eifelsteig, scheitere jedoch mangels Kondition beinahe schon an der ersten Etappe. Die zweite Etappe zwei Tage später lasse ich also ausfallen. Ich bin enttäuscht von mir.

Eine Kollegin verlässt die Firma, wir besuchen sie und ihren Mann in Solingen und verbringen einen tollen Abend miteinander.

Meinen Geburtstag am Monatsende verbringe ich bei meinen Eltern, ich möchte sonst niemanden sehen. Ich fühle mich nicht gut, in den Tagen zuvor schlafe ich wenig, grüble viel und bin grundlos nervös.

September

Zur Kommunalwahl bin ich erstmals Beisitzer für meinen Wahlbezirk, eine spannende Aufgabe, und ich kann mir vorstellen, das zur Bundestagswahl 2021 nochmal zu machen.

Es werden zwei Hochzeiten gefeiert, eine hat jedoch kurz darauf einen Corona-Fall. Auch wenn die offizielle Anordnung ausbleibt, begebe ich mich wieder in Quarantäne. Getestet werde ich auch: Erneut negativ. Puh!

Die Corona-Zahlen steigen allerdings wieder langsam, und so machen wir aus unserem Herbstkonzert kurzerhand eine öffentliche Probe – immerhin ein paar Zuhörer können wir so erreichen. Der Trödelmarkt einen Tag später erhält größeren Zuspruch, und ich hole mir den letzten Sonnenbrand für 2020. Vorausgegangen war all dem wieder ein Schriftwechsel mit dem Ordnungsamt, man kennt sich so langsam.

Ein weiterer Apple Update Day: Ich ersetze meine in die Jahre gekommene Apple Watch Series 2 durch die neue Series 6.

Obwohl es nun die meiste Zeit steht, schafft mein Auto eines Abends doch noch die avisierten 300.000 km in diesem Jahr – sieben Monate später als ich es vor Corona noch erwartet hatte.

Überschattet wird aber all das von einem Nervenzusammenbruch, und man konstatiert bei mir in der Folge einen Burnout. Vorausgegangen waren Konzentrationsschwierigkeiten und Erschöpfung bei gleichzeitigem Gefühl, nichts geschafft zu haben, zusätzlich noch zum Schlafmangel und der Grübelei in den Wochen davor. Ich rutsche in eine Spirale aus Depression und Erschöpfung, bleibe einige Tage dem Schreibtisch fern und verbringe mehr Zeit an der frischen Luft. Dennoch kommt es zu einem weiteren Nervenzusammenbruch kurze Zeit später.

Oktober

Ich möchte meine Situation ganz analytisch lösen, lese mich intensiv in das Thema ein und versuche bewusst, meine mentale Gesundheit in den Griff zu bekommen. Auf andere Gedanken komme ich aber erst bei einem Wochenende im Rheingau anlässlich einer Hochzeit. Danach starte ich mit täglichen Spaziergängen, die ich bis heute durchziehe. Dank Podcasts und Natur kann ich das Gehirn jeden Tag ein paar Minuten nahezu komplett abschalten.

Die Kurzarbeit endet, aufgrund einer Deadline zum Jahresende sollen wir wieder 100% an einem Projekt arbeiten. Manche Kollegen müssen allerdings weiter in der Kurzarbeit bleiben – und sind darüber nicht immer erfreut.

Mein iPhone X wird durch ein wunderschönes blaues iPhone 12 Pro abgelöst – es ist Apple Update Day!

Mit dem Kegelclub schaffen wir es so gerade noch, einen Escape Room zu besuchen und den Abend bei Grillfleisch zu beenden, ehe der „Lockdown light“ ausgerufen wird. Ende des Monats sind die Fallzahlen wieder so hoch, dass der Musikverein den Probenbetrieb erneut einstellen und in der Folge auch alle Veranstaltungen absagen muss. Wir überlegen, wie wir uns dennoch an Weihnachten ins Gespräch bringen können und beschließen, eine Video-Collage zu erstellen. Ich halte mich dabei allerdings bewusst zurück und delegiere das Thema.

November

Ich nutze den Black Friday für den letzten Apple Update Day in 2020 und ersetze den Google Home Mini durch einen HomePod. Eigentlich soll es einer der neuen HomePod minis werden, aber die Lieferzeit ist lächerlich, dafür das HomePod-Angebot sehr gut.

Die Freunde sehe ich wieder in Zoom oder Hangouts. Draußen bin ich hingegen weiterhin jeden Tag und lebe insgesamt bewusster. Ich erhole mich allmählich, auch, weil ich am Monatsende zum vorerst letzten Mal Alkohol trinke – ich stellte in den Wochen davor fest, dass der mich melancholisch (okay) oder hysterisch (gar nicht okay) machte. Nur meine Motivation lässt immer noch sehr zu wünschen übrig, vieles bleibt liegen.

Dezember

Ina und der Dirigent leisten gute Arbeit, die Videocollage nimmt Form an, und kurz vor den Feiertagen schieben wir es ins Internet und wünschen allen Feliz Navidad. Die Resonanz ist okay, erfüllt dennoch nicht ganz meine Erwartungen.

Die Feiertage verbringe ich bei meinen Eltern, ansonsten halte mich von allem fern. Ich fühle mich nicht sonderlich weihnachtlich, gleichzeitig weder gut noch schlecht, nur etwas angespannt. Wie in fast jedem Jahr verbringe ich die Tage zwischen den Jahren mit einem Spiel, diesmal „Jedi Fallen Order“, was mir die Gelegenheit gibt, Stadia mal auszuprobieren. Aber auch wieder ein kleines Nebenprojekt wird fertig: Für meinen Kegelbruder Christoph überarbeite ich seine Website. Die Motivation kehrt zurück und ich schmiede Pläne, was ich in den nächsten Monaten gern angehen möchte.

Zum Jahreswechsel besuche ich nochmal meine Eltern und gehe, nachdem mich das Silvester-Fernsehprogramm absolut nicht reizt, zeitig ins Bett. 2020 ist geschafft, möge 2021 besser werden!

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