Pap

Vor 254 Tagen – am Rosenmontag – brachte ich meinen Vater ins Krankenhaus. Ein Zeh hatte sich entzündet, und bei einem Diabetes-Patienten kann das schnell lebensbedrohlich werden. Ich wurde mit einem Rezept für Antibiotika nach Hause geschickt, in der Hoffnung, dass alles gut ausgeht. Keine drei Wochen später lag er wieder im Krankenhaus – diesmal, weil der Zeh amputiert werden musste. Von da an begann ein stiller, unaufhaltsamer Abstieg.

In den folgenden Monaten kam Schlag auf Schlag: ein Herzinfarkt, ein weiterer nekrotischer Zeh, und schließlich mehrere Eingriffe, um mit Stents die Durchblutung seiner Beine zu retten. Jede Hoffnung wurde kleiner, jedes Aufbäumen schwächer.

Immerhin konnten wir im Juni noch im kleinen Kreis die Goldhochzeit meiner Eltern feiern. Im August aber folgte dann seine letzte Operation. Danach durfte er nach Hause. Zum Sterben.

Ich flog noch mit den Kollegen nach Spanien. Ich war noch Adjutant, als Freunde von mir Schützenkönigspaar wurden. Ich trank noch ein paar Maß auf dem Oktoberfest in Haaren. Fuhr noch zur performance.now(). Doch egal, wo ich war: Immer begleitete mich der Gedanke, dass es jederzeit so weit sein könnte.

Über zwei Monate verbrachte mein Vater schließlich im Bett, ehe er am 25. Oktober endlich von seinen Leiden erlöst wurde.
Ein Mann, der sein ganzes Leben gearbeitet hat.
Der nach Feierabend noch mehrere Meisterabschlüsse gemacht hat.
Der fast 20 Jahre in der Politik aktiv war.
Der fast 50 Jahre lang Musik gemacht hat.
Er war einer dieser Menschen, die immer etwas tun mussten, die selten still saßen, die Verantwortung übernahmen. Und am Ende blieb ihm nichts von dem Ruhestand, den er sich verdient hätte. Acht Jahre Krankheit. Acht Monate langsames Dahinsiechen. Es hat nicht sein sollen.

Wie ich vor zwei Wochen schon auf Instagram schrieb:
Danke, Pap, für alles. Ohne dich wäre ich nicht der Musiker und Vereinsmensch, der ich heute bin. 🖤

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  • Christoph Zillgens
  • nkls
  • Malte Widenka

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  1. @mrcgrtz 🖤🫂

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